– Die Gewekiner –

Etwas vom Dorf
Hohengebraching und Niedergebraching
und seinen Bewohnern

Auszug aus der Dorfchronik von Rosa Wallner

"Die romantisch gelegene, sanft ansteigende Aue des Belustigungsortes Hohengebraching ermöglicht eine herrliche Fernsicht in das Donautal, auf die 3 Stunden entfernte Walhalla, auf die im blauen Dufte schimmernden Berge des Bayerwaldes... Das Bild, das sich vor den Augen des Beschauers entfaltet, vermag kein Pinsel wiederzugeben, keine Feder auch nur in schwachen Umrissen zu beschreiben..."

Diese Worte fand 1852 ein Berichterstatter, als er den Festplatz und seine Umgebung erblickte, den der Regensburger Gewerbeverein bei der Waldschenke in Hohengebraching vorbereitet hatte. Anlaß war eine große Ausstellung des Gewerbevereins und der Gewerbeinnung von Regensburg. Auch hatten sie ein Volksfest unter Mitwirkung sämtlicher Gesangsvereine in Hohengebraching arrangiert. Außergewöhnliche Ehrengäste des Festes waren König Maximilian II und seine Gemahlin Königin Maria v. Bayern. Es war eine große Ausnahme und damit eine große Ehre, daß der König und die Königin bei einem Fest auf dem Lande teilnahmen.

Was war damals und ist heute dieser Ort Hohengebraching, der kirchlich und weltlich eng mit Niedergebraching verbunden, früher zwar örtlich getrennt, aber heute durch rege Bautätigkeit zusammengewachsen ist?

 

Beschreibung der Orte

Hohengebraching ist südlich von Regensburg der höchstgelegene Ort. Er bietet nicht nur eine herrliche Aussicht - seine Pfarrkirche ist auch weithin von allen Seiten zu sehen. Hohengebraching liegt 428m über dem Meeresspiegel, Niedergebraching auf 403m. Die Gemarkung Hohengebraching erstreckt sich auf einer Fläche von 595 ha.

Die beiden Ortsteile vermittelten früher den Eindruck eines Straßendorfes mit den beiden Ortskernen von Hohen- und Niedergebraching. Heute hat sich ein weiterer Kern mit den Baugebieten des Rehfeldes gebildet. Einer längenmäßigen Ausdehnung von knapp 2 km steht eine maximale Breite von 400 m gegenüber.


Niedergebraching und Hohengebraching aus der Vogelperspektive.

In Hohen- und Niedergebraching gibt es heute zusammen ... Hausnummern und 911 Einwohner (Stand Juli 1999). Die beiden Orte gehören seit 1978 zur Stadtrandgemeinde Pentling. Der Charakter der beiden Ortsteile hat sich grundlegend geändert: waren es in den 60iger Jahren noch an die 14 Bauernhöfe in Niedergebraching und 11 bewirtschaftete Höfe in Hohengebraching, so werden heute insgesamt nur noch 9 Hofstellen im Vollerwerb betrieben. Der einst bäuerliche Charakter ist in dem stadtnahen Ort nicht mehr erkennbar. Schmucke Einfamilienhäuser mit schön angelegten Gärten säumen die Straßen.

Die Gebrachinger Kinder besuchen heute die Grund- und Teilhauptschule in Großberg, die 7. Und 9. Klasse der Hauptschule in Bad Abbach, die Realschule und das Gymnasium des Landkreises in Neutraubling oder die Realschulen und die Gymnasien in Regensburg. Fachhochschule und Universität in Regensburg ermöglichen ein heimatnahes Studium. Die Stadt Regensburg mit seiner Infrastruktur und die Industrieansiedlungen in und um Regensburg erschließen vielen Bewohnern von Hohen- und Niedergebraching interessante und vielschichtige Berufe.

Aus der geschichtlichen Entwicklung von Gebraching

Schon früh siedelten Menschen in dieser Gegend, wie Funde aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit beweisen. Auch die Kelten hatten sich hier niedergelassen (siehe Keltenschanze bei Peising).

15 v. Chr. - bis 488 n. Chr. Besetzung durch die Römer
Hohengebraching ist Landsitz römischer Offiziere
Grabstein des Römers Claudius Modestinus, einst an der Friedhofmauer von Hohengebraching, wird im Regensburger Museum aufbewahrt
530 n. Chr. Landnahme durch die Bajuwaren
Der einstige Römerbesitz in Hohengebraching geht automatisch in den Besitz der Agilulfinger, (= bayrische Herzöge) über. Die einwandernden Bajuwaren lassen sich mit ihrem Anführer "Gebarich" auf dem fruchtbaren Talboden nieder. Nach ihm ist der Ort "Gebraching", später Hohen- und Niedergebraching, benannt.
1031 früheste schriftliche Nennung über Gebraching
Ad Gebrichinga ist eng mit dem Kloster St. Emmeram in Regensburg verbunden. Die damaligen Bauern hatten den Grundbesitz vom Kloster geliehen und mußten dafür viele Abgaben leisten.
1570 Das Benediktinerkloster von St. Emmeram in Regensburg kauft den Hof in Hohengebraching von den bayr. Herzögen zurück und erhält die Grundherrschaft.
1573 Bau eines dreigadigen (= dreistöckigen) Schlössleins durch Abt Blasius von St. Emmeram als Erholungsort für seine Mitbrüder
41.jpg (40806 Byte)

Wappenstein über der Seitenpforte mit der Inschrift:ARNOLPHI CLAUSTRO DVM REGNAT BLASIUS ABBAS FRATRIBUS HAEC DOMVS EST AEDIFICATA SVIS ANNO SALUTIS MDLXXIIII

um 1630 Gebraching, Graßlfing und Isling sind zu Pfarrei verbunden
1633 St. Emmeram verpachtet das Gut auf Erbpacht infolge der Auswirkungen des 30-jährigen Krieges
1666 Das Kloster bewirtschaftet das Gut wieder selber. Graßlfing und Isling trennen sich von der Pfarrei Hohengebraching
bis 1700 Die sogenannte Hohengebrachinger Hayd, die sich zwischen den Ortsfluren von Hohengebraching und Niedergebraching einerseits und den Fluren von Scharmassing, Oberhinkofen und dem Frauenholz andererseits hindurch bis gegen Poing und Peising erstreckt, ist unbewirtschaftet (1226 Juchard = Tagwerk) und als Schenkung der Agilulfinger im Besitz der Hohengebrachinger Kirche. Die Bauern der umgebenden Orte weiden darauf ihr Vieh und müssen von jeder Fuhre Sand, Degel und Gesträuß drei schwarze Pfennige in den Opferstock der Hohengebrachinger Kirche einlegen (was aber meistens unterlassen wird).
1701 Enteignung der Hohengebrachinger Hayd durch die staatlichen Pflegeämter Haidau, Abbach und Kehlheim. Das Kloster St. Emmeram kann seinen Besitztitel nicht aufweisen, da das Archiv durch Kriegseinwirkungen wiederholt abgebrannt war.
1724 Besiedlung der "Oberen Hayd" (der Name Seedorf entsteht später; nach einem kleinen Weiherl benannt) 9 Siedler kaufen je 30 Tgw Grund. Der Besitz um das Haus wird genau eingeteilt.
1725 Auf der Birkenhayd wird Neudorf gebaut und südlich davon der Höhenhof als Einzelhof.
1726 Seedorf und Neudorf werden der Pfarrei Hohengebraching zugeteilt.
1727 Abt Anselm Godin fügt dem Schlösslein von 1573 einen Neubau nach Osten hin an (heutiges Schloß in Hohengebraching) als Sommerresidenz der Äbte.
1751 Kurfürst Max III Joseph entscheidet, daß die ganze Hayd dem Hohengebrachinger Gotteshaus zurückgegeben werden muß. Aus Dank stiftet Fürstabt Kraus für das Wohl des Kurfürsten, seiner Familie und seinen Nachfolgern ein alljährlich abzuhaltendes Amt.
1784/85 Die Kirche ist zu klein geworden infolge der Erweiterung des Seelsorgebezirkes. So wird das alte Langhaus abgebrochen und nach Westen verlängert und verbreitert. Chor und Turm bleiben erhalten bis 1910.
1803 Säkularisation: Der kirchliche Besitz wird durch die neue bürgerliche Regierung eingezogen und enteignet, so auch der Gutsbesitz in Hohengebraching. Fürstabt Cölestin Steiglehner pachtet das Ökonomiegut für 800 fl jährlich und muß das vom Kloster her stammende Fahrnis, Vorräte und das Vieh zurückkaufen.
1809 Eine französische Armee unter General Davout zieht über Peising, Seedorf, Hohengebraching, Niedergebraching und Oberisling nach Regensburg. Auf ihrem Weg nehmen sie alles mit, was nicht niet- und nagelfest ist. In Hohengebraching erbeuten sie die wertvolle Münzsammlung und den Weinvorrat des Fürstabtes und aus der Kirche Damaste und silberne Gerätschaften. Napoleon soll derweilen oberhalb des Brennereiweihers gefrühstückt haben. Die Bauern der Gegend leiden noch lange Jahre unter den Nachwirkungen der napoleonischen Kriegswirren.
1810 Der Fürstabt beendet den Pachtvertrag.
1811 Das Gut befindet sich nun in der Hand des Staates und soll verkauft werden. Es findet sich aber kein Käufer und so wird es in Regie bearbeitet: Bauern der Umgebung düngen, sähen und ernten. Die Ausgaben dafür sind für den Staat sehr hoch.
1812 Das Gut kann verkauft werden an den den Regensburger Kaufmann Joh. Georg Hammerschmied.
1822 Erneuter Besitzerwechsel: der Regensburger Bortenwirker Johann Georg Cram erwirbt das Ökonomiegut.
1825 Das Gut wird erneut verkauft von dem Gütermakler und Bankier Gustav Wilhelm Henle aus Regensburg
1828 Henle verkauft das neue Schloß an die Pfarrkirchenstiftung, behält aber den Grundbesitz.
1843 Der Mariaorter Tafernwirt Franz Xaver Mundigl erwirbt das Ökonomiegut. Er errichtet die Brauerei und eine Waldschenke. Unter ihm wird der Gutsbetrieb zu einem der angesehensten in der ganzen Umgebung.

63.jpg (65271 Byte)
Alte Postkarte mit der Waldschenke in Hohengebraching

1852 Der "Belustigungsort Hohengebraching" wird unter Mundigl zu einem beliebten Ausflugsort für die Regensburger. Viele Feste werden hier gehalten. Beim Volksfest der Regensburger Gewerbevereine mit 12000 Gästen sind auch der König und die Königin von Bayern anwesend.
1862 Bau des Schulhauses in Hohengebraching
1865 Mundigl verkauft den Acker, auf dem der heutige Pfarrhof steht und ermöglicht den Bau des Pfarrhofes gegen Rückgabe des Schlosses.
1868 Großer Brand in Niedergebraching, bei dem nur wenige Anwesen verschont bleiben.
1871 Totalhagelschlag, alle Feldfrüchte werden vernichtet.
1872 Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Hohengebraching
Mundigl verkauft seinen Gesamtbesitz in Hohengebraching an den Fürsten Thurn und Taxis
1891 Erweiterung des Schulhauses
1901 Der neue Friedhof wird gebaut, da der alte Friedhof um die Kirche herum zu klein geworden war.
1902 Gründung des Schützenvereins Hohengebraching
1910 Elektrischer Strom für Niedergebraching
Abriß des Kirchturms, der Sakristei und des Hochaltarraumes der Pfarrkirche
Erweiterung der Kirche in Kreuzform nach Osten unter Architekt Heinrich Hauberrisser aus Regensburg
Weihe der Fahne der Freiwilligen Feuerwehr Niedergebraching
1919/20 Elektrisches Licht für Hohengebraching
1927 Pflanzung der Eiche auf dem Kirchplatz anläßlich des 80. Geburtstages des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg
1928 Eine neue Feuerwehrgruppe für Hohengebraching wird gegründet
1929 Nach Aufstellung der neuen Orgel erfolgt die feierliche Konsekration der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt
1937 Primizfeier H. H. Georg Kindl aus Niedergebraching

43b.jpg (133950 Byte)
Schulklasse von 1936/37 vor der Pfarrkirche

1945 Großbrand in Niedergebraching nach Brandstiftung durch SS-Leute
Übergabe des Dorfes an die Amerikaner
1949 Das Gut des Fürsten Thurn und Taxis wird durch die Bodenreform abgelöst und auf dessen Grund werden 11 heimatvertriebene Landwirte angesiedelt.
1950 Weihe der 3 neuen Glocken
1951 Nach 3-jähriger Probezeit erwerben die Landwirte die "Vollbauern-Siedlerstellen" nebst Anteil an der Brennerei.
1954 Primizfeier H. H. Hubert Wilschowitz
1955 Brand in Niedergebraching durch Brandstiftung
1957 Wiedergründung des Schützenvereins St. Hubertus Hohengebraching
1958 Weihe der neuen Fahne und der Motorspritze der Freiwilligen Feuerwehr Niedergebraching
1964/65 Bau des Feuerwehrgerätehauses
1964-69 Flurbereinigung
Teeren der Dorfstraße
Errichten des Bolzplatzes
1966 Gründung des Schulverbandes Großberg, Hohengebraching und Graßlfing
1967 Bau der Wasserleitung
Innenrenovierung der Kirche unter Pfr. Scheuerer: Kanzel und Kommunionbank werden entfernt, Volksaltar, Heizung und Lautsprecher eingebaut
1968 Pentling, Oberisling und Matting kommen zum Schulverband Großberg
1972 Verbandsschulhausneubau in Großberg wird bezogen, die Schule in Hohengebraching schließt ihre Pforten
70-jähriges Gründungsfest mit Fahnenweihe der Hubertusschützen
1974 Beginn der Bebauung im Baugebiet Rehfeld I
1976 Gemeindegebietsreform
1977 Hohengebraching wird in die Großgemeinde Pentling eingegliedert
Poststelle in Hohengebraching wird aufgelöst
Außenrenovierung der Kirche durch Pfr. Gustav Krämer
1987 Die Kanalisation für weite Teile Niedergebrachings ist fertiggestellt
1988 200-Jahr-Feier der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt
1990/91 Das Kirchendach wird neu eingedeckt
1992/93 Technische und künstlerische Innenrenovierung der Pfarrkirche
1992 90-jähriges Gründungsfest des Schützenvereins St. Hubertus Hohengebraching mit Bauerntag
1994 Baubeginn im Baugebiet Rehfeld II
1996 Hohengebraching erhält Kanalisation
1999 Bau der Brücke über die B16 zwischen Niedergebraching und Großberg
44aa.jpg (40250 Byte) 44.jpg (43563 Byte)
Pfarrer Giehrl segnet die neue Brücke über die B 16 und die Kinder von Niedergebraching und Großberg laufen als erste darüber
2000 125-jähriges Gründungsfest mit Fahnenweihe der Freiwilligen Feuerwehr Niedergebraching



Auszug aus der Dorfchronik von Rosa Wallner